Zur Hirschbrunft in Prerow auf dem Darß


September 2015

 

Wir haben schon so viel vom ganz besonderen Spektakel der Hirschbrunft auf der Halbinsel Darß gehört, dass es einfach an der Zeit war, hinzufahren und sich selbst davon zu überzeugen. Ein verlängertes Wochenende in einem Ferienhaus in Zingst, Fahrräder hinten auf dem Auto, tolles Wetter und natürlich die Fotoausrüstung waren die Basis für eine schöne Fototour.

Neben der Erholung am Strand und bei den Fahrradtouren hatten wir drei Fototermine in unserer Planung.

Hier nun ein kleines Fazit unseren Fotowochenendes:

  

(1) Mit dem ehemaligen Forstamts- und dann Naturparkleiter Siegfried Brosowski ging es von Zingst aus zum Darßer Ort, Hirsche in der Abendsonne beim Brunften zuschauen. Von Zingst aus fuhren wir 13 km mit der Darßbahn, dann ging es noch 15 min. zu Fuß. Schon beim Anmarsch wurden wir durch vielfaches lautstarkes Röhren eingestimmt. Etwa 40 Fotointeressierte und zwei arrogante Semiprofis drängten sich um die besten Positionen. Hunde, Kinder und Wanderer ließen uns zweifeln, dass wir durch die bezahlte Führung ein Privileg erlangt hätten. Trotzdem ein Danke an Herrn Brosowski, denn er hat es nett und sehr informativ gestaltet.

Die Schussentfernungen lagen zwischen 150 und 300 Metern, eigentlich wäre ein 600'er ein Muss. Ich habe mit dem 200/2.8 (1,6 crop) aus der Hand fotografiert und auf die Bildstabilisierung gehofft. Es ging, naja.

Fazit: Wer die An- und Abreise selbst organisiert, ist besser beraten, auf eigene Faust hierher zu kommen. Am Abend sind aber eben auch viele Urlauber dort. Für bequem Veranlagte zu empfehlen. Sichtungen sind garantiert, Fotos muss man selber machen...

  

(2) Mit der Naturpark-Rangerin Silva Juhnke geht es am zweiten Tag in den Bereich Pramort, wo jede Nacht Tausende von Kranichen im Flachwasser ihren sicheren Schlafplatz finden.

Im Großraumtaxi ging von Zingst bis zur Rangerstation, wo es gleich Lunchpakete für Jeden gab. Mit Willy und Bodo vor dem Kutschwagen wurde der Abend dann auf dem Weg in den Naturpark so richtig entschleunigt. Nach einer informativen Stippvisite zur Hohen Düne bezogen wir "Stellung" in den Beobachtungshütten am Pramort. Etwa 8.000 Kraniche fielen nach und nach ein. Einmal scheuchte ein Seeadler die Schar noch einmal auf, dann war es ein Motordrachen, der laut und tief Unruhe in die Vögel brachte. 

Zum Fotografieren sollte man schon eine gute 600 mitbringen, ansonsten ist es ein gewaltiges Spektakel vor allem für das Fernglas.

Fazit: Die Rangerin hat das Klasse gemacht! In Anbetracht der Tatsache, dass nach 15:00 Uhr nur 80 Besucher täglich dieses Schauspiel erleben dürfen, lohnt sich die Buchung dieser Führung, abgesehen von Transport und Verpflegung, auf jeden Fall.

Drei Daumen!

 

(3) Ich hatte im Voraus einen Foto-Workshop mit dem Berufsfotografen und ehemaligen Revierförster Klaus Herbert Schröter gebucht, um tolle und einmalige Bilder schießen zu können und noch etwas zu lernen.

Früh, ganz früh ging es mit dem Transporter des Studios hin zum Darßer Ort. Diesmal liefen wir etwas länger, da wir am Zeltplatz parken mussten. Tja, und dann haben wir genau dort gestanden, wo ich zwei Tage vorher schon einmal war. Ich habe gleich Stativ und Thermosflasche aufgebaut und habe auf eine Einweisung gewartet.

Nichts, nicht einmal für die Neulinge der Fotografie!

Selbst die bekamen eine Olympus geliehen, auf Automatik eingestellt und waren dann sich selbst überlassen. Nur auf die Hirsche war Verlaß.

Fazit: Daumen runter! Enttäuschung auf der ganzen Linie. Wofür habe ich 59,- Teuros bezahlt, wenn ich nicht einmal Tipps zur Einstellung oder Bildgestaltung bekomme? Diese Exkursion kann man sich völlig sparen. Wenn jemand einen Tip braucht, wo er sich wann hinstellen soll, kann er mich fragen. Ich sag's kostenlos mit Karte...

 

(4) So, nachdem wir jetzt absolute Insider sind, haben wir beschlossen, auf eigene Faust eine Fotoexkursion zu machen. Ich wollte, dass auch Anne in den Genuss des Sonnenaufgangsspektakels kommt. Die Fahrräder hatten wir auf dem Träger, also ging es früh um 05:00 Uhr zum Parkplatz in Prerow, dann noch drei Kilometer mit dem Rad und Licht durch den dunklen Wald bis zum Fahrradparkplatz. Dort wurden wir wieder entsprechend laut begrüsst.

Wir waren die Ersten am Spot und konnten in Ruhe aufbauen und einen Tee trinken. Der Foto-Ranger und seine neue Truppe kamen erst später und machten dann das Gleiche wie am Vortage. Wir haben die Sache jetzt ganz relaxed genommen und viel gelauscht und geguckt. 

Fazit: Individualanreise fetzt! Ganz in Ruhe und ohne Gruppenzwang, so wie wir das lieben.

Drei Daumen auch für uns!

 

(5) Man kann sich ans frühe Aufstehen gewöhnen... Als ich um 03:30 Uhr wach wurde, schien der (noch) Vollmond über die Terrasse ins Wohnzimmer. Also Stativ mit Kamera aufgebaut, Handy mit TriggerTrap angeschlossen und aus dem Warmen heraus mit einer Tasse Tee zugeschaut, wie draußen Bilder gemacht werden. Nun waren wir ja schon wach und die Räder noch auf dem Träger. Also sind wir noch im Dunkeln losgefahren, die Hirschbrunft in der "Buchhorster Maase", einer Wiesenfläche im Darßwald, zu fotografieren. Da war was los auf der Wiese! Es wurde langsam hell und der Mond ging über den Wipfeln der Bäume unter. Es waren immer sechs bis sieben Hirsche zu hören, aber nicht zu sehen. Aus dem Morgennebel heraus schallte ihr Röhren. Mystisch, gespenstisch, geil! Leider ist die Buchhorster Maase für nichtzahlende Gäste gesperrt, damit das Wild seine Ruhe findet...

Trotzdem für diesen Trip und die Morgenstunden am Weststrand:

Drei Daumen wieder für uns!