Bereits im Februar hatte ich versucht, Biber bei Nacht zu fotografieren. Ich lieh mir von meiner Tochter ihre Studio-Videoleuchte, packte Stativ und Kamera in mein Auto und führ zum Biberdamm. Doch der Wasser- und Bodenverband hat ein mir dann paar Tage vorher einen Strich durch die Rechnung gemacht und den Burgdamm eingerissen, die Böschung befestigt und den Biber verdrängt. Etwa einhundert Meter abwärts im Graben, an seinem Futterdamm, fand ich ihn wieder. Er war aber ziemlich verärgert, auch über meine Anwesenheit, schlug mit seiner Kelle klatschend aufs Wasser und drehte mir dann, gerade noch am Rande des Lichtscheines, seinen dicken pelzigen Rücken zu. Nach zwei Stunden Ansitz bei 0°C hatte er mich und ich baute ab. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben!
Der Biber und ich sind hartnäckig. Er (oder sie) ist zurück, hat den Damm noch fester wieder aufgebaut und ein Jungtier dabei. Ich habe jetzt eine eigene Videoleuchte, sogar mit Fernbedienung, und bin immer noch scharf auf Nachtbilder von diesem Tier.
Zwei Abende war ich jetzt an der Biberburg, um die Tiere in der Dämmerung und in der Dunkelheit zu fotografieren. Es geht, und zwar ziemlich gut! Den ersten Abend habe ich aus dem Auto fotografiert und die Videoleuchte hochgedreht, wenn die Tiere kamen (mit Akku gegeizt...). Doch das hat sie jedes Mal gestört und ich bekam wieder einmal die Kelle. Am zweiten Abend habe ich am Ufer auf dem Ansitzstuhl gesessen, Ghillie Suit an und die Kamera auf dem Stativ. Als die Biber kamen, habe ich dann das Licht angemacht, gleich auf 100%. Sie haben sich schnell daran gewöhnt und kamen jetzt neugierig auf 2,5 m an mich heran.
Gern hätte ich ein Tier auf dem Land beim Fressen fotografiert, aber leider suchten beide abwechselnd ihr Futter im Schilf direkt hinter mir. Nicht mehr als zwei Meter trennten uns und ich musste warten, dass sie wieder neben mir im Wasser auftauchten. In der Zwischenzeit konnte ich mir Gedanken über die Wehrhaftigkeit der Biber machen. Ich weiß, dass diese Tiere, wenn sie in die Enge getrieben werden, blitzschnell zum Angriff übergehen können. Jetzt saß ich hier und hörte direkt hinter mir das Raspeln der Nagezähne dieser bestimmt dreißig Kilogramm schweren Pelzkugel. Doch diese Gedanken verflogen wieder, als die Gesellen wieder neben meinem Stuhl ins Wasser glitten und mich dann aufmerksam musterten. Nach einer Stunde Fotosession war es dann auch genug. Die Speicherkarten waren voll und die Akkus fast leer. Es waren zwei wunderschöne Abende, so allein am Graben mit diesen zwei Protagonisten. Ich denke, das werde ich wiederholen.
© FennFotografie 2023 Andreas Buchholz